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... und nebenan Fontane

 

Am 8. August 1859 reiste Theodor Fontane per Kahn in den Spreewald und schrieb seine Beobachtungen und Erlebnisse  für eine Berliner Zeitung auf. Wer "In den Spreewald" liest, findet dort die Szenen am einfachen Bauernhaus des Kätner Post.

Neben den Ferienwohnungen "Zum Baumhaus" befindet sich das von Fontane beschriebene Haus dieses Kätner Post. Von der Terrasse des Frühstückraums können Sie es in der Morgensonne in Ruhe anschauen.

 

 

Zu Fontanes Zeiten machte der Fluss noch einen scharfen Bogen um das Grundstück, so dass es wie eine Insel aussah.

 

Links das restaurierte Wohnhaus des Familie Kätner Post, rechts das Grundstück "Zum Baumhaus"

Wer im Fontanejahr 2019 „Zum Baumhaus“ bucht, sollte wissen, dass man von der Terrasse des Frühstücksraumes direkt zum benachbarten Blockhaus des Kätners Post blicken kann, das in Fontanes Reisebeschreibung „In den Spreewald“ (1859) ausführliche Erwähnung findet. Von Lübbenau kommend wollte die vierköpfige Reisegruppe eigentlich zum Schlossberg, doch wegen Niedrigwasser und anderer Widrigkeiten war man am Nachmittag erst am Haus des Kätners Post angekommen. Dort dirigierte ein großer Mann seine Kinderschar, die ausgelassen ihr Nachmittagsbad im Flusse nahm. Der Bootsführer rief hinüber, ob es noch weit sei, und der Mann am Ufer antwortete: „Sehr weit“. Nach kurzer Beratung klang eine weitere Frage über das Wasser hin, ob er uns Kaffee kochen wolle. Das bereitwilligste „Ja“ schallte zurück. Und so sprang man ans Ufer, schleppte Tisch und Bänke aus dem Haus und machte es sich auf einem schattigen Rasenplatz bequem. Fontane beschreibt hier einen „kostbaren Nachmittag“ mit Kindergesang, Lachen und Kinderunschuld in der ländlichen Idylle der Spreewaldes, der offensichtlich Eindruck auf ihn gemacht hatte.

 

 

Das Haus des Kätner Post steht noch und ist in Privatbesitz (kein Museum o. ä., um Respektierung der Privatsphäre wird gebeten). Fontanes Kahn hingegen wird längst verrottet sein.

 

 

 

Fontane und die "Eiche"

 

Eine kleine Wanderung, Radtour oder ein Bootsausflug führt von den Ferienwohnungen „Zum Baumhaus“ zum heutigen „Waldhotel Eiche“ (früher „Gasthaus Eiche“).

Fontane schreibt: „Eine Stunde (am Vormittag) sind wir gefahren ... und Die Eiche ist endlich (von Lübbenau aus) erreicht. Das Gasthaus, das uns aufnimmt, ist ein Haus in echtem Spreewaldstil ... Das wäre kein Spreewaldmahl, wenn kein Hecht auf dem Tische stände, und das wäre kein Hecht, wenn ihn nicht die berühmte Spreewaldsoße begleitete ... Frau Schenker (die Wirtin) ist eine freundliche Frau und eine stattliche Großmutter.“

 

 

Das Gasthaus Eiche und das benachbarte Forsthaus Eiche (bis 1860 Eicheschänke) um 1900: Zu welcher Eiche bei den großen Eichen (Flurname) ist denn nun Fontane gefahren und hat Hecht mit Spreewaldsoße gegessen?

 

 

 

 

Bis heute geht man davon aus, dass Fontane mit seiner Reisegruppe in einem Vorgängergebäude des Waldhotels Eiche (früher Gasthaus Eiche) von der Wirtin Frau Schenker mit Hecht und Spreewaldsoße bewirtet wurde. Die äußerst präzise Archivforschung von Herrn Fritz Matzk (2016) führt aber zu einem anderen Ergebnis.

 

Fontane erwähnt „Die Eiche“ und „Das Gasthaus, das uns aufnimmt“. Zu Fontanes Reisezeit gab es drei mit „Eiche“ bezeichnete Objekte. 1.  „Die große Eiche bei Leipe“ bezeichnete eine Flur. 2. Der Holzknecht Matthes Schenker beantragte 1781 einen „Anbau (Hausnummer 39) bei der großen Eiche“ und erhielt das Schankrecht und die Schankpflicht für die Versorgung u. a. von fürstlichen Jagdgesellschaften. Sein Haus wurde zur „Eicheschänke“ bis zum Auszug 1860. Graf Lynar hatte das Haus 1859 gekauft und baute es später zum Forsthaus um. 3. Hans Matzk beantragte 1783 ebenfalls einen „Anbau (Hausnummer 40) bei der großen Eiche bei Leipe“.  Erst nach 1865 wurde hier ein neues Steinhaus mit Schankrecht zum legitimen „Gasthaus Eiche“. Illegaler Ausschank fand vorher gelegentlich statt und ist aktenkundig, aber eine Wirtin Schenker gab es hier zu keinem Zeitpunkt.

 

1859 gab es „bei der großen Eiche“ nur eine legitime Gaststätte, die „Eicheschenke“ mit der Wirtin Marie Schenker, geb. Kilko (?) aus Leipe. Fontanes Schilderung bezieht sich also auf die „Eicheschenke“ bei „der großen Eiche“, nicht auf das „Gasthaus Eiche“.

 

 

Und heute?

Das Gasthaus Eiche wurde grundlegend umgebaut und ist heute ein modernes Vier-Sterne-Hotel mit einem Turm zur Beobachtung von Tieren (siehe Bildhintergrund).

Die Geschichte der Eicheschenke endete 1860 - unmittelbar nach dem Fontanebesuch, danach wurde umgebaut zum Forsthaus Eiche. Das Haus diente später noch als Wohnraum und Naturschutzstation, bis es endgültig aufgegeben wurde. Seit Jahrzehnten ist es sich selbst überlassen und stirbt eines natürlichen Todes (siehe die Ruinen rechts hinterm Fluss).

Ruhe ist eingekehrt an der alten Eicheschenke, wo einst Fontane von Hecht und Spreewaldsoße schwärmte. Ein anderer Besucher entdeckt jetzt den Spreewald und seine Köstlichkeiten (siehe den Biberfraß am Baum).

 

Vor 200 Jahren (1819) wurde Theodor Fontane geboren, vor 160 Jahren (1859) war er in Burg Spreewald. Es ist ohne jede weltgeschichtliche Bedeutung, in welcher Lokalität er am 8. August 1859 Hecht mit Spreewaldsoße gegessen hat - „Gasthaus Eiche“ oder „Eicheschenke“? Von Bedeutung ist lediglich, einen solchen Mann nicht aus dem Auge zu verlieren und ihn auf diese oder jene Weise mal wieder ins Gespräch zu bringen. Besser noch - mal wieder seine Schriften zu lesen.

 

Quelle: Fritz Matzk, Familienchronik Bd. 3 (2016), Selbstverlag